West Highland Way
Land: Schottland
Strecke: Milngavie – Fort William (in beide Richtungen gut ausgeschildert)
Länge: 154 km
Höhenmeter: 4780 m
Zeichen: Weiße Distel in weißem Sechseck
Der West Highland Way in Schottland gehört zu den bekanntesten Fernwanderwegen in Europa. Über 50.000 Wanderer werden jedes Jahr vom Weg angezogen. Seit 1980 gibt es den Trail, der vor allem aus alten Handels- und Militärwegen zusammengeführt wurde.
Mein Eindruck
Gestartet wird in der Nähe von Glasgow in den Lowlands. Hier wartet eine liebliche Landschaft mit sanften Hügeln und saftigen Wiesen. Nach einem ersten ordentlichen Anstieg hatten wir eine atemberaubende Sicht auf den größten See Schottlands, dem Loch Lemond. Das Besondere an Schottland: Wildcampen ist erlaubt. Es gibt allerdings eine Ausnahme, die man auch unbedingt einhalten soll. Im Nationalpark Loch Lemond & The Trossachs ist das wilde Zelten verboten. Hier findet man Campingplätze, auf die man ausweichen kann. Der Weg am See sollte trotz weniger Höhenmeter nicht unterschätzt werden. Es müssen einige Felsen passiert werden und meistens läuft man auf engen Pfaden.
Danach geht es in die Highlands. Hier wird die Landschaft immer rauer. Man kann sich gut vorstellen wie Händler und Krieger früher auf denselben Pfaden unterwegs waren und den nicht selten widrigen Bedingungen getrotzt haben. Wir waren auf eine Woche Regenwetter eingestellt, wurden aber mit häufigem Sonnenschein verwöhnt. Wenn es doch mal nass wurde, dann meist durch Nieselregen.
Unterwegs waren wir Ende August. In den Sommermonaten hat man natürlich die besten Chancen auf gutes Wetter, doch ebenso auf die fiesen Midges zu treffen. Nein, das sind keine Zwerge, die sich hinter den Hügeln verstecken und sich von ahnungslosen Wanderern ernähren. Das sind Mücken, die zwar mickrig sind, aber immer in Scharen auftauchen. Und es ist wirklich kein Spaß, wenn plötzlich tausende (ja, tausende!) Mücken an dir saugen. Daher unbedingt lange Klamotten und ein Netz für den Kopf mitnehmen. Das kann zwar manchmal etwas lästig sein, doch erhöht das Abenteuerlevel um ein Vielfaches. Keine Sorge, du musst nicht von morgens bis abends mit dem Netz herumlaufen. Eine ältere Schottin erzählte uns, dass der Mai eine optimale Zeit ist, um den Weg zu laufen, da die Temperaturen schon im angenehmen Bereich und deutlich weniger Mücken unterwegs sind. Hier habe ich eine Seite gefunden, die die Mückenaktivität vorhersagen soll.
Die Einsamkeit in den Highlands
Was mir am West Highland Way in Schottland besonders gut gefallen hat, war die Abgeschiedenheit. Man passiert nur wenige Minidörfer. 2-3 mal bekommt man die Gelegenheit, in kleinen Lebensmittelläden Proviant aufzufüllen. Und auch kommt man an einigen Pubs vorbei, in denen man sich stärken kann. Es ist also nicht notwendig Lebensmittel für die gesamte Strecke mitzuschleppen. Unterwegs haben wir einige Leute kennengelernt, die wir immer wieder getroffen haben. Vor allem abends, da es einige Plätze gibt, die fürs Zelten prädestiniert sind. Trotz der relativ kurzen Zeit entsteht so ein tolles Gemeinschaftsgefühl. Trotz seiner Beliebtheit hatten wir nie das Gefühl, dass der Weg überlaufen wäre. Man kann unterwegs auch einige Stunden in völliger Einsamkeit verbringen.
Bevor man am Ziel in Fort William ankommt, türmt sich vor einem der Ben Nevis auf, der höchste Berg Großbritanniens. Die abwechslungsreiche Natur mit sattgrünen Wiesen, dunkelblauen Seen, glasklaren Bächen, beeindruckenden Bergen, geheimnisvollen Mooren und unzähligen Schafen hat uns definitiv in den Bann gezogen.
Meine persönlichen Highlights
1. Hochlandrinder
Mit etwas Glück begegnest du den markanten Tieren. Bei uns standen einige Exemplare mitten auf dem Weg. Sie hatten Kälber, was uns ein etwas mulmiges Gefühl gab. Doch sie rührten sich nicht von der Stelle und ließen uns passieren. Die Rinder können sich oft in großflächigen Gebieten frei bewegen, durch die der Wanderweg führt.
2. Glencoe
Landschaftlich stechen einige Abschnitte heraus. Einer davon ist das Tal Glencoe, wo auf beiden Seiten massive Berge emporragen. Die einsame Gegend sorgt für eine ganz besondere Atmosphäre.
3. Zahme Rehe
Am Kingshouse, einem Hotel, dürfen Wanderer ihre Zelte kostenlos aufstellen. Für einen Pfund kann man sich sogar eine Dusche in den öffentlichen Toiletten gönnen. Doch das absolute Highlight waren Rehe, die sich uns plötzlich näherten. Wir hatten schon im Vorfeld davon gehört, doch trauten unseren Augen nicht, als die sonst so scheuen Tiere auf uns zukamen. Ein einmaliges Erlebnis.
Impressionen
PS.: Du überlegst in welche Richtung du den Weg laufen sollst? Hier findest du meine Meinung dazu.
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