Fakten zur Tour
- Von Garmisch-Partenkirchen auf die Zugspitze
- 22 Kilometer insgesamt
- 2300 Höhenmeter
- Mit Übernachtung in der Knorrhütte
Zu Fuß auf die Zugspitze – mit dem Gedanken hatte ich mich nie groß beschäftigt. Auf einer Wanderung mit Elmar im Schwarzwald sprachen wir zum ersten Mal davon, ohne zu wissen, ob das ohne besondere Kletterkünste überhaupt möglich war. Eine ausführliche Recherche und etwa ein Jahr später starteten wir den Versuch. Mit von der Partie war Robert, ein Freund von Elmar, der sofort Feuer und Flamme für das Projekt war.
Die meisten Routen auf die Zugspitze führten nur über Klettersteige. Wir wählten den einfachsten Weg durch das Reintal. 22 Kilometer und 2300 Höhenmeter warteten auf uns. Morgens um 7:30 Uhr machten wir uns in Garmisch-Partenkirchen bei leichtem Regen auf die Socken, um zur Öffnung der Partnachklamm um 8 Uhr an der Pforte zu stehen. Der Weg durch die Klamm ist ein berauschendes Erlebnis und ein perfekter Start in unser Abenteuer.
Ein wichtiges Detail unserer Reise: Wir waren Mitte September unterwegs und wenige Tage zuvor fiel der erste Schnee. Auch in der Vornacht schneite es noch einmal kräftig oberhalb 1500 Meter. Am Vormittag kamen uns schon die ersten Wanderer entgegen, die in einer der Hütten übernachteten und nicht weitergehen wollten. Wir wollten es zumindest bis zur Knorrhütte auf knapp über 2000 Meter versuchen, in der wir eine Übernachtung reserviert hatten. Wir kamen schnell voran und fragten uns, wo eigentlich die Höhenmeter blieben. Schon vor dem Mittagessen hatten wir ⅔ der gesamten Strecke zurückgelegt, doch erst 600 Höhenmeter überwunden. Wir stärkten uns in der idyllisch gelegenen Reintalangerhütte mit einem ausgezeichneten Essen in Bio-Qualität. Nach dem Aufbruch fanden wir schließlich die Höhenmeter und den ersten Schnee. Das Wetter spielte mit und es blieb bei guter Sicht trocken, also wagten wir uns weiter. Die Wege waren bereits ausgetreten und gut passierbar. Wir sammelten ordentlich Höhenmeter und konnten bald einen Ausblick auf das herrliche Reintal genießen. Robert lief voraus und war schon nicht mehr zu sehen, wohingegen Elmar und ich es eher gemütlich hielten. Wir erblickten eine Gämse, die leichtfüßig über steile Felsen kletterte. Bald schon gingen wir mit einer Vierergruppe, die genauso langsam wie wir waren.
Robert, den wir uns schon mit einem kühlen Getränk an der Hütte ausmalten, kam uns plötzlich entgegen. Sein Gesichtsausdruck versprach keine gute Neuigkeit. Deutlich mehr Schnee, schwierige Wege und ein Wetterumschwung ließen ihn zweifeln. Gemeinsam mit der Vierergruppe berieten wir uns und einigten uns, die letzten Meter zur Knorrhütte zu gehen. Es konnte laut Karte nicht mehr weit sein. Über einen unnötig steilen Weg schafften wir es schlussendlich auch. Die ersten Wanderer am Morgen hatten sich für den direkten Weg entschieden. Und war der Weg im Schnee einmal definiert, wollte wohl niemand ausweichen und sich einen eigenen, leichteren Weg bahnen.
Wir waren alle erleichtert, als wir an der Hütte von den Mitarbeitern begrüßt wurden. Das heutige Ziel hatten wir erreicht. Was morgen passieren würde, war noch unklar. Mit etwa 40 anderen Wanderern verbrachten wir die Nacht in den Matratzenlagern. Und alle beschäftigte dieselbe Frage: War es möglich, zu Fuß aufzusteigen? Die Tatsache, dass es am heutigen Tag niemand gewagt hatte und für den Folgetag Schneeschauer angesagt wurden, trübte unsere Hoffnung. Morgen würden wir es herausfinden.
Wie es der Zufall wollte, gingen wir im selben Moment wie die Vierergruppe vom Vortag los. Wir steuerten das Zugspitzplatt an, von wo eine Seilbahn zur Zugspitze fährt. Steile Wege und noch mehr Schnee forderten höchste Konzentration. Exponierte Stellen gab es keine, doch ein Sturz wäre an einigen Stellen nicht ungefährlich. Die hochalpine Szenerie war zutiefst beeindruckend, verstärkt durch den schneeweißen Anstrich. Der Schneeschauer blieb zunächst aus, doch die Verwehungen hatten es auch in sich. Als wir die Seilbahn erreichten, war schnell klar, dass das unsere Endstation sein würde. Der Weg war mit etwa einem Meter Schnee bedeckt und ab hier wurde es richtig steil. Einfach keine gute Idee, hier weiterzugehen. Auch auf Lawinen hatten wir wenig Lust. Gemeinsam mit anderen Wanderern nahmen wir die Seilbahn zum Gipfel, der in Nebel gehüllt war. Auch erfahrene Bergsteiger waren darunter, die die Strecke gut kannten und einen Aufstieg als leichtsinnig bezeichneten.
Mit der Zahnradbahn ging es später vom Zugspitzplatt hinunter ins Tal. Ganz bewusst entschieden wir uns für den langsamen Weg durch den Berg, statt mit der Seilbahn in wenigen Minuten herunterzufahren. Eine besondere Tour ging zu Ende. Leider nicht mit dem erhofften Ende, doch dafür mit wunderbaren Erlebnissen. Unterwegs haben wir von einem anderen Weg erfahren, der von Ehrwald in Österreich über die Knorrhütte zur Zugspitze führt. Wir sind schon jetzt heiß drauf!
Tipp
Wir haben die Nacht vor der Wanderung im Olympiahaus in Garmisch-Partenkirchen verbracht. Der Startpunkt der Tour liegt praktisch vor der Haustür. Das Hotel ist in die Skisprunganlage eingebettet. Bei der Buchung anfragen, ob noch ein Zimmer mit Blick auf die Sprungschanzen frei ist.
Booking.com