Es war immer wieder ein Genuss, die Reaktionen der Menschen zu sehen, die mich auf meiner Wanderung durch Deutschland gefragt haben, ob ich wirklich NUR mit diesen Schuhen laufe. Mit diesen Schuhen sind Barfußschuhe gemeint. In diesem Artikel möchte ich die Frage klären, ob Wandern mit Barfußschuhen eine gute Idee ist. Zunächst möchte ich mit einem Vorurteil aufräumen: Nein, Barfußschuhe haben nicht immer getrennte Zehenkammern. Am Titelbild könnt ihr sehen, wie meine Schuhe aussehen. Gar nicht so übel, oder? Immer mehr Hersteller von Barfußschuhen kommen auf den Markt und auch renommierte Schuhhersteller wie Adidas springen auf den fahrenden Zug.
Was sind Barfußschuhe jetzt genau?
Ich würde Barfußschuhe mit 3 Merkmalen definieren:
- Sie haben einen Nullabsatz. Herkömmliche Schuhe sind hinten meist etwas höher als vorne.
- Sie sind vorne breiter gebaut. Die Zehen haben mehr Platz.
- Sie sind mit einer dünnen Sohle bestückt. Bei Winterschuhen gibt es Ausnahmen.
Die Vorteile liegen auf der Hand (oder in diesem Fall auf dem Fuß?). Deine Füße haben genug Platz und die Zeiten gequetschter Zehen sind endgültig passé. Zusätzlich werden die Füße durch die dünne Sohle mehr gefordert und liegen nicht einfach nur starr im Schuh. Dadurch sollen die Füße kräftiger werden und können den restlichen Körper beim Laufen besser entlasten. Schuhe mit Absatz verlagern das Gewicht auf den Vorderfuß, welcher unnötig belastet wird. Der Nullabsatz soll das Barfußgehen nachahmen und den Körper in einer natürlichen, gesunden Position halten. Soweit die Theorie!
Die Recherche nach dem passenden Schuh
Ich habe vor meiner Wanderung noch nie Barfußschuhe getragen. Die Entscheidung das mal eben auf einer 2000 Kilometer langen Wanderung zu testen, fiel spontan. Also ging ich an die Recherche. Und tatsächlich habe ich sogar Schuhe gefunden, die extra fürs Wandern konzipiert sind. Ich war verblüfft! Da diese damals aber alle in Fernost produziert wurden, habe ich mich für einen Schuh entschieden, der als Alltagsschuh vermarktet wurde. Mit 170 Gramm pro Schuh sind sie federleicht. Ich hatte nämlich keine Lust, schwere Schuhe ca. 3 Millionen mal zu heben.
Ein paar Tage vor der Wanderung kamen sie an und zum Glück haben sie perfekt gepasst. Ich glaube 5 Kilometer habe ich sie vor dem Start eingelaufen. Oft habe ich gelesen, dass man sich an Barfußschuhe sehr langsam gewöhnen soll. Ups! Da ich schon zuvor hin und wieder ziemlich flache Schuhe getragen hatte und manchmal etwas naiv an solche Sachen herangehe, hab ich diesen Ratschlag gekonnt ignoriert.
Meine Erfahrung
“Und wie war das lange Wandern mit Barfußschuhen?”, fragst du dich bestimmt. Überraschend gut lautet die Antwort. Auf den fast 2000 Kilometer hatte ich keine fünf Blasen und die Schuhe sind auch nach einem ganzen Tag Wandern super bequem. Zu Beginn hatte ich etwas Probleme mit einem Knie. Doch ich möchte das nicht den Schuhen in die Schuhe schieben. Eher den ersten Etappen auf dem Westweg im Schwarzwald, in denen wir es etwas übertrieben hatten und immer über 30 Kilometer gelaufen waren. Nach zwei Wochen waren die Schmerzen komplett weg.
Vor allem beim Thema Blasen waren andere Wanderer, denen ich begegnet bin, sehr erstaunt. Fast alle hatten damit früher oder später zu kämpfen. Ich erkläre mir das so: Auch wenn meine Füße durch die Belastung und die Hitze angeschwollen waren, hatte sie noch genug Platz in den Schuhen, da sie im Zehenbereich weiter ausfallen. So entstand keine Reibung, ergo keine Blasen. Fairerweise muss ich sagen, dass ein Fuß einmal sehr stark angeschwollen war. Aber auch hier würde ich das nicht auf die Schuhe beziehen. Es waren die heißesten Tage des Jahres, ich bin viel auf Asphalt gelaufen und hatte lange Etappen.
Was sich bei meinem Schuh nicht vermeiden ließ: Bei Regen oder auch schon bei nassem Gras am Morgen waren die Schuhe schnell nass. Hier hätten Wanderstiefel oder Trekkingschuhe sicherlich die bessere Figur abgegeben. Doch dafür habe ich darin so gut wie nicht geschwitzt. *Meine Socken (Ja, man kann in Barfußschuhen auch Socken tragen!) konnte ich problemlos mehrere Tage in Folge tragen. Und da die Schuhe aus dünnem Material bestehen, waren sie auch schnell wieder trocken.
“Wie viele Paare von denen brauchst du für deine Wanderung?”. Ich wusste bis zum Ende nicht wie die Antwort lauten würde. Die Schuhe haben tatsächlich 2000 km gehalten, ohne dass sie irgendwo aufgingen. Genau ein Tag nachdem ich angekommen war, hatte ich dann das erste kleine Loch in der Sohle. Das Timing konnte nicht besser sein.
Fazit
Der Punkt, der mich am meisten überzeugt hat, ist das Gefühl, den Boden zu spüren. Ja, ich bin mindestens einmal am Tag aufgeschreckt, weil ich auf einen spitzen Stein gelaufen war. Dafür wurde das Spüren des Untergrunds zu einem Teil der Wahrnehmung. Und wenn ich unterwegs bin, will ich so viel wie möglich von meiner Umgebung mitbekommen. In meinen Stiefeln habe ich den Boden nur mit den Augen wahrgenommen. Jetzt spüre ich ihn mit jedem Schritt, fühle mich sogar mit ihm verbunden. Ich bin ein Fan vom Wandern mit Barfußschuhen geworden und kann es jedem ans Herz legen, es zumindest mal zu versuchen.
Im Endeffekt muss jeder sein passendes Schuhwerk finden. Auswahl hat es genug. Ich bin froh, dass ich Barfußschuhen eine Chance gegeben und ein neues Gehgefühl für mich entdeckt habe.
Ein Hinweis noch an dieser Stelle: Nimm die Ratschläge der Hersteller ernst und gewöhne dich langsam ans Gehen mit Barfußschuhen.
Meine Barfußschuhe fürs Wandern
Leider wird der Schuh von *Groundies nicht mehr produziert.
Aktuell trage ich zum Wandern den Barfußschuh *John vom Hersteller Bär und im Winter den *ZAQQ QUEST Marone Waterproof.
Weitere Barfußschuhe zum Wandern von nachhaltigen Unternehmen findest du in diesem Artikel.
Barfußschuhe zum Wandern im Winter findest du in diesem Artikel.
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