Steile Wege fernab der Zivilisation
Mitte November 2021 hat es uns noch einmal rausgezogen, um den Spätherbst im Schwarzwald auszukosten. Der Querweg Gengenbach-Alpirsbach führt auf 52 Kilometer vom West- an den Ostrand des Mittleren Schwarzwaldes. Zu Beginn unseres kleinen Abenteuers passierten wir die malerische Altstadt von Gengenbach, die wir mit den herausgeputzten Fachwerkhäusern gar nicht so schnell wieder verlassen wollten. Vielleicht auch weil es direkt steil wurde. Von 180 Meter ging es auf den 871 Meter hohen Mooskopf. Dort wartete ganz in der Nähe das imposante Lothardenkmal, welches an den folgenschweren Orkan erinnern soll, der 1999 durch Europa gefegt war.
Übernachtet hatten wir dann in einer nahegelegenen Schutzhütte. Die Tage waren schon kurz und die Nächte kalt. Also schliefen wir von 18:00 bis 7:30 Uhr. Immer wieder erstaunlich, wie schnell man sich an den Rhythmus der Natur anpasst, wenn man draußen unterwegs ist.
Am nächsten Morgen ging es direkt mit ordentlichem Gefälle hinab ins Tal, um danach wieder genauso steil aufzusteigen. Dabei konnten wir beeindruckende Aussichten auf die dichten Nadelbaumwälder genießen, auf denen stellenweise Nebelschwaden lagen. Die mystische Atmosphäre wurde verstärkt durch die Abgeschiedenheit der Gegend. Tagsüber trafen wir einzig auf eine Frau, die mitten im Wald mit ihrer Familie ein Einsiedlerleben führte. Sie warnte uns vor einem Wolf, der hier mehrfach in den Wochen zuvor gesichtet wurde. Einige Abschnitte, die noch folgten, waren tatsächlich so wild und verlassen, dass sich hier Wölfe bestimmt wohl fühlten.
Die Herbstfarben waren herrlich anzusehen. Vor allem die gelben Nadeln der Lärchen stachen immer wieder hervor. Forstwege, Pfade und weiche Wiesenwege wechselten sich ab. Gerade im Herbst empfiehlt es sich, möglichst wasserdichte Schuhe zu tragen, damit die Füße trocken und warm bleiben.
Am Abend checkten wir in der Hermersberger Hütte ein. Sie bestand aus einem Raum, mit einer Tür und sogar einem Fenster. Dazu gab es Bänke und ganz in der Nähe einen Brunnen. All-Inclusive sozusagen. Vor der Hütte begegneten wir einem Wanderer, der ebenfalls voll beladen die nächste Hütte ansteuerte. Schön zu wissen, dass wir nicht die einzigen waren, die sich bei einer Höchsttemperatur von etwa 5 Grad durch die Wälder schlugen.
Die Hütte wurde nachts zum Kühlschrank, doch die Schlafsäcke und einige Lagen Kleidung hielten uns warm. Es lagen noch 25,5 Kilometer vor uns, also marschierten wir bei Tagesanbruch direkt los. Wieder ging es vorbei an Nebelfeldern, an denen ich mich nicht satt sehen konnte.
Wir durchquerten Schapbach, die einzig größere Ortschaft auf der Strecke und mussten anschließend ordentlich die Zähne zusammenbeißen. Richtig steil ging es wieder hoch hinaus. Auf der Höhe schlichen wir über schmale Wege durch die Wildnis. Wir staunten über Moos, das hier in Hülle und Fülle wuchs. Es hing sogar von den Bäumen und verwandelte die Umgebung zusammen mit dem noch immer sattgrünen Farn in einen Zauberwald. Dazu war alles so feucht, dass es überall tropfte. Es fühlte sich an, als hätte sich der Nebel hier oben auf ewig festgesetzt.
Nach diesem Highlight ging es noch einige Male auf und ab, bis das Ziel Alpirsbach erreicht war. Der Querweg Gengenbach-Alpirsbach hat uns drei intensive Tage im Schwarzwald beschert. Wieder mal ein perfektes Beispiel dafür, dass es nicht viel braucht, um Unvergessliches zu erleben.
Schwierigkeit
Der Fernwanderweg sollte nur von erfahrenen Wanderern begangen werden. Die über 2000 Höhenmeter haben uns fast durchwegs gefordert. Erschwerend hinzu kommt, dass man sich oft weit weg von Ortschaften befindet.
Infrastruktur
Der Weg ist in beide Richtungen vom Schwarzwaldverein ausreichend markiert worden. Leider gilt das nicht für die letzten zehn Kilometer. Hier fehlten an kritischen Stellen Markierungen (Stand: November 2021). Daher unbedingt ein Karte mitnehmen oder den Weg auf einem Gerät speichern. Auf Internet kann man sich im Schwarzwald nicht immer verlassen.
Die Schutzhütten haben wir unterwegs, gerade bei den eisigen Temperaturen, sehr geschätzt. Davon finden sich auch einige, in denen man nachts das Lager aufschlagen kann.
Ich habe selten einen Wanderweg erlebt, an dem so viele Brunnen standen. Während wir auf dem Weg zum Mooskopf noch keine Stelle zum Auffüllen gefunden hatten, gab es danach Wasser im Überfluss. Achtung: Im Sommer kann die Situation je nach Wetterlage ganz anders aussehen.
Anreise
Ich schätze es sehr, dass man sowohl Start als auch Ziel des Weges wunderbar einfach mit der Bahn erreichen kann. Die Regionalbahn aus Offenburg fährt Gengenbach und Alpirsbach an.
Hinweis: Bei Schapbach unterscheiden sich die Markierungen vor Ort von der hier angezeigten Wegführung. Wir sind den Zeichen gefolgt und haben dadurch einen interessanten Einblick in das beschauliche Dorf bekommen.
Impressionen
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