Toilette beim Wandern – Wie funktioniert das mit dem Freiluftgeschäft?

Toilette beim Wandern im Wald
Wanderspirit Patrick Fischer Wanderer


Hey hey!

Als ich im Sommer 2020 einmal durch Deutschland gewandert bin, habe ich beschlossen, mich noch intensiver mit dem Thema Gehen zu beschäftigen. Über Wanderspirit möchte ich dich mit auf den Weg nehmen.

Patrick

 

Veranstaltungen

18.04.23, 19 Uhr | Frankfurt a. M. 
Vortrag über ultraleichtes Weitwandern im Rahmen der Ausstellung »vorübergehend nicht erreichbar«

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Toilette beim Wandern – Wie funktioniert das mit dem Freiluftgeschäft?

Toilette beim Wandern im Wald

Das Loch war gegraben und ich saß in der Hocke. Ich war ziemlich weit in den Wald gelaufen, um mein Geschäft zu verrichten. Und trotzdem fühlte ich mich irgendwie beobachtet. Egal, los gehts. Kurz darauf drehte ich meinen Kopf etwas und sah sie. Eine Schlange schaute mir direkt in die Augen. Sie saß etwa 50 cm neben mir. Kein Grund zur Panik, es war nur eine Ringelnatter. Doch ich ließ sie nicht aus dem Blick. Sie züngelte mich gelegentlich an. Das macht sie tatsächlich, um zu riechen. Ja, sorry Schlange!

Es ist nicht jedes mal so aufregend, gehört aber zum Alltag eines Fernwanderers dazu. Der Toilettengang im Wald. Da gehört mehr dazu, als man zunächst vermuten würde und man kann so einiges falsch machen. Es ist ein Thema, das viele auf die leichte Schulter nehmen, was ziemlich ärgerlich ist. Jeder Fernwanderer sollte sich vor seiner ersten Reise darüber informieren und ich bin froh, dass du diesen Artikel zum Thema Toilette beim Wandern liest. 

Was sind die Herausforderungen?

Platzsuche

Wenn du viel wanderst, wird der Moment früher oder später kommen: Der Darm drückt und keine Toilette weit und breit. Also musst du dir dein ganz individuelles stilles Örtchen suchen.
Und da wären wir auch schon bei der ersten Schwierigkeit: Es ist nicht immer so einfach, einen passenden Platz zu finden. Im Optimalfall befindet man sich im Wald. Hier kannst du einfach die Wege verlassen und so weit rein laufen, dass du nicht mehr gesehen wirst. An allen anderen Standorten wird es schon schwieriger. Konzentriere dich hier auf Sichthindernisse wie Felsen, Hügel oder einzelne Bäume. Im absoluten Notfall kann auch dein Rucksack etwas Schutz bieten. Ganz wichtig: Halte mindestens 50 Meter Abstand von Gewässern. Besser sogar 100. 

In die Hocke gehen

Für viele einfacher gesagt, als getan: In die Hocke gehen und vor allem bleiben. Während das in vielen Kulturen noch eine Position ist, in der man entspannt, wird das hierzulande für viele zur akrobatischen Übung. Probiere es zu Hause einfach aus. Hast du deine Schwierigkeiten damit, für einige Minuten entspannt in der Position zu verharren, such dir auf jeden Fall etwas, an dem du dich halten oder stützen kannst. Bäume, Baumstümpfe oder Felsen eignen sich hier gut. Auch deine Wanderstöcke können eingesetzt werden. Mit ein paar Wochen Übung daheim, wird es dir deutlich leichter fallen. Und du tust gleichzeitig etwas Gutes für deinen Körper.

Loch buddeln

Regel Nummer 1: Kannst oder willst du deine Hinterlassenschaft nicht in einer Plastiktüte mitnehmen (ich mache es auch nicht), grabe auf jeden Fall ein Loch. Es ist nicht nur ärgerlich, selbst in eine Landmine zu treten, auch schadest du der Umwelt damit. Deine Bakterien, Bazillen, usw. können für die heimischen Tiere ein ernsthaftes Problem sein. Du kannst sogar Krankheitserreger aus anderen Regionen einschleppen. Zudem dauert es so deutlich länger, bis alles abgebaut wird. In der Erde leben Mikroorganismen, die sich um deine Notdurft kümmern. Daher grabe ein Loch, etwa 10-30 cm tief. Nicht tiefer, da dort weniger Mikroorganismen auftreten. Für diese Aufgabe habe ich immer eine Schaufel dabei. Nein, das ist kein schwerer Klappspaten, den ich mitschleppe, sondern eine kleine, handliche *Schaufel, die extra zu diesem Zweck hergestellt wird. Sie ist aus Aluminium und bringt gerade mal 17 Gramm auf die Waage. In den USA gehört es schon zur Wander-Etikette eine Schaufel mitzuführen. In Europa ist das leider noch nicht so ganz angekommen. Daher lasse ich meine Schaufel auch außen am Rucksack hängen, damit ich darauf angesprochen werde. Die Schaufel ist recht hochpreisig, aber meiner Meinung nach die Investition wert. Willst du weniger bezahlen und dafür ein paar Gramm mehr schleppen, gibt es diese alternative *Schaufel.

Kannst du aufgrund der Bodenbeschaffenheit kein Loch graben, bleibt dir nichts anderes übrig, als zur Plastiktüte zu greifen. Hundebesitzer machen es täglich, aber sicherlich braucht das anfangs Überwindung. Tüten habe ich sowieso immer ein paar dabei, um meinen Müll zu transportieren. 

Zusätzlicher Tipp: Grab dein eigenes Loch. Natürliche Löcher kommen vor und sind keine Einladung. Ein Bekannter einer Bekannten musste vor verärgerten Wespen flüchten. (Nein, der Bekannte der Bekannten bin wirklich nicht ich, auch wenn das gut zu mir gepasst hätte.)

Das richtige Papier

Das Klopapier vergrabe ich direkt mit und wird dadurch auch abgebaut. Ein absolutes Unding ist es, feuchtes Toilettenpapier zu verwenden. Der Abbauprozess dauert um ein Vielfaches länger und die Zusatzstoffe schaden der Umwelt. Taschentücher sollten ebenfalls nur im Notfall genutzt werden, da der Abbau im Vergleich zu Toilettenpapier länger geht. Ich achte beim Toilettenpapier auf das Siegel “Blauer Engel”. Dadurch gehe ich sicher, das nur recyceltes Papier und keine schädlichen Chemikalien verwendet werden.

Ein Tipp für längere Wanderungen: Da man keine einzelnen Rollen Klopapier kaufen kann, nehme ich mir immer einige Blätter mit, wenn ich in einem Café oder in einem Restaurant bin. Auch auf öffentlichen Toiletten, wenn genug Toilettenpapier vorhanden ist, fülle ich meinen Vorrat etwas auf. 

Lektüre zur Toilette beim Wandern

Mit diesen Infos solltest du gewappnet sein. Wenn du noch tiefer in die Thematik eintauchen willst, gibt es sogar Bücher dazu. Ja, man kann sogar ein Buch mit dem Thema füllen. Das englische Buch *“How to shit in the woods” hat unter den amerikanischen Fernwanderern einen Kultstatus erreicht. Eine direkte deutsche Übersetzung gibt es nicht, aber eine *deutsche Variante mit dem selben Titel.

Unvergesslich wird auch der Moment bleiben, als ich eines Nachts aus dem Zelt musste und während meines Geschäfts eine Sternschnuppe über mich hinweg flog. Ich musste laut lachen aufgrund dieses kuriosen Moments. Ich finde, man sollte offen und locker mit dem Thema umgehen, damit zukünftig weniger Minenfelder in unseren Wäldern zu finden sind.

Der Artikel enthält *Affiliate Links. Wenn du darüber das Produkt bestellst, bekomme ich eine kleine Provision. Für dich entstehen keine zusätzlichen Kosten und du unterstützt dabei die Website. 

Wanderspirit Patrick Fischer Wanderer


Hey hey!

Als ich im Sommer 2020 einmal durch Deutschland gewandert bin, habe ich beschlossen, mich noch intensiver mit dem Thema Gehen zu beschäftigen. Über Wanderspirit möchte ich dich mit auf den Weg nehmen.

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