Fakten zur Wanderung
Strecke: Haifa – Hadera
Länge: 80 km
Jahreszeit: März (tagsüber um die 20 Grad, nachts 10 Grad)
Schwierigkeit: 4/5
Mit zwei Freunden wollte ich an Israels Mittelmeerküste wandern. Bei der Recherche haben wir herausgefunden, dass dort sogar ein offizieller Fernwanderweg entlang führt. Und so haben wir kurz darauf auf dem Israel National Trail eine Wanderung gestartet, die uns unvergessliche Tage beschert hat. In diesem Artikel möchte ich unsere Eindrücke mit euch teilen.
Was ist der Israel National Trail?
Der Shvil, wie er von den Einheimischen genannt wird, ist ein relativ junger Weg. 1995 wurde er eröffnet und erstreckt sich auf fast 1100 km über die gesamte Länge des Landes. Er wurde entwickelt, damit die Israelis die Möglichkeit haben, die Vielfalt ihres Landes zu Fuß zu erkunden. In Gesprächen haben wir erfahren, dass sich der Trail im eigenen Land einer hoher Beliebtheit erfreut. Inzwischen ist er weltweit zu einem der populärsten Fernwanderwegen geworden.
Orientierung
Wir sind ohne große Vorbereitung und ohne Karte los und konnten uns sehr gut an den Wegmarkierungen orientieren. Wenige knifflige Situationen gab es, doch die haben uns immer nur kurz aufgehalten. Selbst am Strand, an dem es immer schwierig ist, Markierungen zu setzen, die man auch wahrnimmt, hat es prima funktioniert. Auf dem folgenden Bild sieht man rechts unten die rot-blau-weiße Markierung des Israel National Trails, die uns während der Wanderung begleitet hat.
Unser Eindruck
Da der Trip recht spontan entstanden ist, haben wir kaum etwas zur Strecke recherchiert. Was wir dann gesehen haben, brachte uns alle zum Staunen. Mit dem Nahen Osten haben wir alle trockene, öde und steinige Landschaften verbunden, doch der Norden Israels ist in allen erdenklichen Grüntönen angestrichen. Und im Frühling kommen die bunten Farben der blühenden Pflanzen hinzu. Wir trauten unseren Augen nicht und haben uns hin und wieder ernsthaft gefragt, wo wir eigentlich sind. Und doch hat es einige Felsen, die das Landschaftsbild schmücken und uns einiges abverlangt haben. Es waren ein paar Kletterpassagen dabei, die aber alle gut machbar waren. Doch wir waren froh, nicht allein unterwegs zu sein und uns unterstützen zu können.
An vielen Stellen hat man noch die Auswirkungen eines großen Feuers im Jahre 2010 wahrgenommen, das die Hälfte des Waldes zerstört hat. Doch hier wurde schon ordentlich aufgearbeitet und es war schön zu sehen wie neue Bäume heranwachsen.
Die zweite Hälfte des Trips wurde dann zum Strandurlaub. Nein, wir lagen nicht auf der faulen Haut. Der Trail führte kilometerlang direkt am Meer entlang. Und meistens war weit und breit keine andere Seele zu sehen. Ein absoluter Traum. Da wir im Frühjahr unterwegs waren, wurde es auch nicht zu heiß in der Sonne. Unterschätzen sollte man die Strandwanderung jedoch nicht. Wenn der Sand besonders weich war, mussten wir ganz schön arbeiten, um voran zu kommen. Doch wir wurden immer wieder belohnt. Mal sind vor uns tausende Vögel plötzlich gleichzeitig abgehoben und mal kamen wir an Kitesurfern vorbei, die richtig was drauf hatten.
Die Vielseitigkeit der Landschaften kannst du an den Bildern erkennen. Und nicht vergessen: Wir haben nur 3 Etappen hinter uns gebracht. Kaum vorzustellen, was es da alles noch zu entdecken gibt. Wir haben uns jedenfalls fest vorgenommen, eines Tages den ganzen Shvil zu wandern.
Meine persönlichen Highlights
1. Kaktus essen
Wir sind einer Gruppe Israelis begegnet, die immer wieder einzelne Etappen des Trails wandern. Zusammen liefen wir einige Kilometer und sie erzählten uns einiges aus ihrer Kultur. Als wir an einem Kaktusfeld vorbei kamen, schnitten sie uns ein Stück Kaktusfrucht ab. Mir war zuvor nicht bewusst, dass man Kaktus essen kann. Auch wenn uns allen doch ein Stachel in der Zunge stecken blieb (ganz schön lästig), war es die Erfahrung wert.
2. Höhle
Nach einem steilen Anstieg fanden wir eine Höhle vor, die wir erkundigten. Wir konnten so weit rein laufen, dass es ohne unsere Taschenlampen stockfinster gewesen wäre. Der Israel National Trail spart auf der Wanderung nicht an Überraschungen.
3. Schlafplätze
Im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern ist wildes Zelten in Israel legal. Mit Ausnahme von Naturschutzgebieten, wo man sich nur tagsüber aufhalten darf. Auch vor Ort wurde uns versichert, dass wir uns überhaupt keine Sorgen darum machen müssten. So erlebten wir entspannte Nächte an traumhaften Stellen. Zum Beispiel direkt an einem wunderschönen Badestrand, an dem abends die Einheimischen zusammen kamen, um sich den Sonnenuntergang anzuschauen.
Impressionen
Mehr Infos zum Israel National Trail und den einzelnen Etappen der Wanderung findest du auf www.israel-trail.com.