Meine Trekking Leidenschaft hat sich erst in den letzten Jahren entwickelt. Es war keine Liebe auf den ersten Blick, vielmehr ein Kennenlernen über einen längeren Zeitraum. Inzwischen kann ich mir ein Leben ohne nur schwer vorstellen. Wieso ich all die Strapazen und schwierigen Momente unterwegs auf mich nehme, möchte ich hier mit dir teilen.
Einfachheit
Unser Leben wird zweifellos immer komplexer. Meine Trekkingtouren sind das Gegenstück zu dieser Entwicklung. Unterwegs geht es um simple Fragen. Wo finde ich Wasser? Wo kann ich heute Nacht mein Zelt aufschlagen? Es tut mir unglaublich gut, mich eine Zeit lang diesen wesentlichen, echten Aufgaben zu widmen.
Alles was ich zum Leben auf den Wanderwegen brauche, passt in einen Rucksack. Weil es so wenige Dinge sind, kann ich mich entsprechend darum kümmern. Es befreit mich, all den unnötigen materiellen Ballast abzuwerfen. Unterwegs kann ich wieder mehr sein als haben.
Kontrolle abgeben
Unser Alltag hat meist feste Strukturen und steckt voller Planungen. Das ist auch gut so. Sicherheit ist nicht umsonst eines unserer Grundbedürfnisse. Viel Platz für Überraschungen bietet das allerdings nicht. Hin und wieder tut es mir gut, diese Kontrolle abzugeben und Platz für Unerwartetes zu schaffen. Das Trekking bietet mir genau das. Kein Tag gleicht dem anderen. Neue Landschaften, neue Menschen, neue Tiere und neue Situationen können hinter jeder Kurve auf mich warten. Früher war ich auch auf den Wanderwegen sehr erpicht darauf, alles unter Kontrolle haben zu müssen. Lief mal etwas nicht wie geplant, wurde ich schnell unruhig.
Es gab dann einige Schlüsselmomente unterwegs, in denen mir bewusst wurde, dass ich loslassen kann. Und das hat unwahrscheinlich befreit. Inzwischen wandere ich mit einer absoluten Entspanntheit, gerade auch dann, wenn es mal schwierig wird. Ich weiß, dass es am Ende gut wird. Diese stoische Einstellung kann ich auch in viele Situationen außerhalb der Wanderwege mitnehmen.
Natur, Natur, Natur
Es geht mir einfach gut, wenn ich draußen unterwegs bin. Ob es stundenlang durch einen Wald geht, über Wiesen und Felder, auf einen Berg hinauf oder am Strand entlang, spielt keine Rolle. Ich liebe all die Facetten der Natur, die unsere Erde bereit hält. Ich kann mich daran einfach nicht satt sehen. Und bei welcher anderen Beschäftigung bekomme ich so unterschiedliche und intensive Eindrücke unserer Natur?
Offline gehen
Es ist wahnsinnig, wie sich Smartphone, Smartwatch und Tablet in den letzten Jahren in unser Leben geschlichen haben. Niemand kann mehr ohne etwas, was es vor 20 Jahren noch nicht gegeben hat. Inzwischen sind auch die ersten Folgen dieser Geräte zu erkennen. Unsere mentale Gesundheit leidet. Eine Wanderung ist die perfekte Gelegenheit, mal offline zu gehen. Das Gehirn kann durchatmen, da es nicht ständig mit Belanglosem bombardiert wird und in Alarmbereitschaft sein muss. Über dieses Thema habe ich in diesem Artikel ausführlich geschrieben.
Fit wie ein Wanderschuh
Neben unserem Kopf profitiert auch unser Körper vom weiten Gehen. Unzählige Studien belegen den positiven Effekt des Gehens auf unsere Gesundheit. Unser Körper ist gebaut, um in Bewegung zu sein und genau das bekommt er beim Trekking. Unnötige Kilos werden verbrannt, der Vitamin D Speicher gefüllt und das Immunsystem durch das Draußensein gestärkt. Nach einer langen Wanderung fühle ich mich fitter und robuster als zuvor.
Ruhe
Ich liebe die Langsamkeit des Wanderns. Sie hilft mir enorm, mich zu entspannen. Die Hektik bleibt zu Hause und ich spüre nach einigen Tagen wie all die Anspannung von mir fällt. Auch meine Gedanken können unterwegs zur Ruhe kommen. Während der ersten Tage herrscht oft noch Chaos, da jetzt endlich die Gelegenheit besteht, alles zu verarbeiten. Doch irgendwann erlebe ich beim Gehen einen meditativen Zustand. Diese Klarheit nutze ich gerne, um mir grundlegende Gedanken über das Leben zu machen. Es ist nicht so, dass ich jedes Mal erleuchtet und voller Weisheiten nach Hause komme, doch es waren schon einige wertvolle Erkenntnisse dabei. Das alles habe ich auf Solo-Wanderungen deutlich intensiver erlebt, weswegen ich allein wandern sehr empfehlen kann.
Dankbarkeit
Auf einer Trekkingtour wird auf so manche Annehmlichkeit verzichtet, vor allem, wenn draußen in der Wildnis übernachtet wird. Nach meiner dreimonatigen Deutschland Wanderung hatte ich Tränen in den Augen, als ich wieder täglich einen Wasserhahn zur Verfügung hatte. Ähnlich glücklich hat mich die Toilette gemacht oder der Kühlschrank. Die Liste ist lang und endet mit dem eigenen Bett. All diese Dinge sind für die meisten Menschen in Mitteleuropa selbstverständlich. Doch erst wenn man lange darauf verzichtet, wird einem bewusst wie wertvoll sie sind.
Begegnungen
Leidenschaften verbinden. Und so habe ich auf meinen Wanderungen wunderbare Freundschaften geschlossen. Doch dann sind da auch die unzähligen einfachen, kurzen Begegnungen. Es sind Gesten, die voller Menschlichkeit und Herzlichkeit stecken. Es sind Gespräche, die anregen. Momente, die bleiben.
Neben Menschen freue ich mich auch über jede tierische Begegnung. Ich könnte ewig einer Raupe beim Kriechen zuschauen. Und es ist einfach magisch, wenn wenige Meter vor mir zwei Füchse völlig unbekümmert miteinander spielen, oder ein Feuersalamander über das nasse Gras schreitet.
Erlebnisse
Mein Lieblingsphilosoph Marcus Aurelius hat es schon vor fast 2000 Jahren auf den Punkt gebracht:
“Man bereut nie, was man getan, sondern immer, was man nicht getan hat.”
Meine Fußreisen haben für viele, viele unvergessliche Momente gesorgt. Und ich bin gespannter denn je, was noch auf mich zukommt. Unterwegs ist das Leben intensiv und das will ich mit all meinen Sinnen spüren. Sowohl die schönen, federleichten, als auch die dunklen, herausfordernden Momente. Beim Trekking lebe ich.