Hardangervidda Durchquerung
- Wanderung von Rjukan nach Kinsarvik, Südosten nach Nordwesten
- Zwei Wochen Trekking im Juni 2022
- Größte Hochebene Europas zwischen Oslo und Bergen
Karte und GPX-Datei
Die erste Nacht im Zelt konnte nicht besser sein. Die Temperaturen waren im grünen Bereich und es war absolut still. Entsprechend erholsam der Schlaf. Bei prächtigem Wetter machten wir uns am nächsten Morgen motiviert auf die Socken, mit dem Ziel, die nächste Hütte Kalhovd zum Mittagessen zu erreichen. In einem Busch gleich neben dem Weg entdeckte ich ein Moorschneehuhn, das ganz gemütlich das Weite suchte. Dadurch hatten wir reichlich Zeit, das weiß-braun gefiederte Huhn zu beobachten. Später am Tag trafen wir weitere Artgenossen, die nicht ganz so entspannt waren. Vor unserer Nase sprangen sie aus dem Gebüsch und flogen davon. Das plötzliche, ohrenbetäubende Gegackere jagte uns jedes Mal einen ordentlichen Schrecken ein. Wohl eine Taktik, um einige Sekunden Vorsprung herauszuholen.
Aus dem Sonnenschein wurde schnell Schmuddelwetter. Ein erneuter Sturm brachte Regen mit und die Temperaturen kamen nicht über den einstelligen Bereich hinaus. Die hügelige Landschaft und Staunässe in den Tälern forderten uns ganz schön heraus. Der Weg zur nächsten Hütte Kalhovd zog sich unglaublich in die Länge. Hinter jedem weiteren Hügel wartete nicht die heiß ersehnte Hütte, sondern ein weiteres Tal mit Morast. Trotz erneuter Ausweichversuche waren unsere Schuhe inzwischen durchnässt. Am frühen Nachmittag kamen wir schließlich völlig ausgelaugt an.
Mit unserem Schlüssel öffneten wir hoffnungsvoll das markante Schloss an der Tür. Auch wenn es noch nicht ausgesprochen war, wussten wir beide, dass wir an diesem Tag keinen Meter mehr gehen würden. Nach dem späten Mittagessen breiteten wir die Karte am Küchentisch aus und besprachen unser Vorhaben. Wir kürzten die Route etwas ab und setzten uns für die nächsten Tage Ziele. Vor allem beschlossen wir, am nächsten Tag früh aufzubrechen. Wir waren froh, im Vorfeld genug Zeit eingeplant zu haben, um uns langsam an das Wandern im Hardangervidda gewöhnen zu können.
Aus dem Fenster schauten wir dem Regen zu, kochten, holten Wasser aus einem nahegelegenen Bach, studierten unsere Karte, blätterten etwas im Jahrbuch des Norwegischen Wandervereins und schon war es an der Zeit, schlafen zu gehen.
Fortsetzung folgt …