Hardangervidda Durchquerung
- Wanderung von Rjukan nach Kinsarvik, Südosten nach Nordwesten
- Zwei Wochen Trekking im Juni 2022
- Größte Hochebene Europas zwischen Oslo und Bergen
Karte und GPX-Datei
Etwa um 6:30 Uhr, die Sonne war längst aufgegangen, wachten wir beide in unseren Kammern auf, drehten uns aber noch einmal um. Wenn wir schon in den Genuss einer solch komfortablen Hütte kamen, wollten wir das auch nutzen. Zwei Stunden später, laut Sonnenstand hätte es auch schon mittags sein können, standen wir auf. Ganz gemütlich kochten wir uns Frühstück und machten uns noch gemütlicher auf den Weg. Wie schon am Vortag konnten wir keine 100 Meter gehen, ohne voller Erstaunen und Ehrfurcht stehen zu bleiben. Eine bizarre Landschaft, in der man gar nicht die Chance hat, alle Details wahrzunehmen. An den höchsten Stellen der Hügel lagen oft einzelne metergroße Steine. Hier haben die Trolle wohl ganze Arbeit geleistet. Die Steine gaben uns das Gefühl, unter ständiger Beobachtung zu sein. Schließlich befanden wir uns in ihrem Reich. Begleitet wurden wir zudem von Kuckuckslauten, was die unwirkliche Atmosphäre abrundete.
Auf einer Passhöhe mit sagenhaftem Ausblick auf sattblaue Seen kochten wir unser Mittagessen. Der Wind blies ordentlich, doch an Steinen mangelte es nicht, um einen Schutz für die Gaskocher zu bauen. Weiter ging es durch immer feuchtere Gebiete. Dabei ließen wir uns ausgiebig Zeit, um einen möglichst trockenen Weg zu finden. Bloß keine nassen Füße lautete die Devise! Wir trugen beide leichte Barfußschuhe, die für ein tolles Gehgefühl sorgten, jedoch schon beim Anblick des Morasts nass wurden.
Wir hüpften von Stein zu Stein, um Flüsse zu überqueren und kamen an unzähligen Seen vorbei. Auch mussten wir erste Schneefelder überqueren. Wir hatten uns im Mai Aufnahmen von Webcams angeschaut, die Winterlandschaften gezeigt hatten. Daher waren wir nicht überrascht, auch im Juni noch über Schnee zu gehen.
Während wir ganz gemächlich gingen, rannte die Zeit und um 18:30 Uhr erreichten wir einen traumhaften Platz zum Zelten. Wir hatten zwar erst 10 Kilometer zurückgelegt, waren jedoch beide völlig platt. Einerseits forderte uns der oft feuchte oder steinige Untergrund und hinzu kamen die unzähligen neuen Eindrücke, die wir noch gar nicht verarbeiten konnten. Die nächste Hütte war zudem viel zu weit weg. Also blieben wir.
Der Zeltaufbau gestaltete sich aufgrund heftiger Böen als Geduldsprobe. Während Elmar eine Seite montierte, musste ich mich auf die andere legen, damit das Zelt nicht als Drache aufstieg. Immer wieder mussten wir das Zelt neu ausrichten, damit es nicht völlig vom Wind zusammengedrückt wurde. Die ganze Aktion musste ziemlich witzig ausgesehen haben. Aber das konnte uns hier völlig egal sein. Den ganzen Tag über haben wir genau eine andere Person von Weitem gesehen. Ein einsamer Fischer, der seinen See wohl nicht gerne teilt.
Nach einem orientalischen Couscous-Gericht richteten wir uns fürs Schlafen, während die goldene Stunde für fantastische Farben sorgte. Natürlich wieder mit einem fantastischen Seeblick. Die Sonne senkte sich langsam, wirklich sehr langsam, und aus dem Sturm wurde ein laues Lüftchen. In der friedlichsten Atmosphäre, die man sich vorstellen kann, schliefen wir direkt ein.
Fortsetzung folgt …